Stadtwerke Flensburg und Innargi erkunden Potenzial für Geothermie
Die Stadtwerke Flensburg wollen zusammen mit dem Geothermieentwickler Innargi untersuchen, ob Flensburg genügend Potenzial für eine klimaneutrale Wärmeversorgung mit Erdwärme bietet. Bei Erfolg wäre das ein weiterer Schritt auf dem Transformationspfad der Stadtwerke zur Klimaneutralität.
Dazu haben beide Unternehmen am 11. Mai 2023 eine erste Absichtserklärung unterzeichnet. Darin sind die weiteren Schritte festgelegt, um ggf. einen Teil der Flensburger Fernwärmeversorgung auf klimaneutrale Erdwärme umzustellen. Dirk Thole, Geschäftsführer der Stadtwerke Flensburg, sieht die Geothermie als passenden Baustein zur Klimaneutralität: „Wir haben in unserem Transformationspfad festgeschrieben, bis spätestens 2035 klimaneutral zu sein. Das geschieht nicht über Nacht und mit nur einem Schritt, sondern basiert auf vielen verschiedenen Bausteinen, die ein großes Ganzes ergeben. Sollte sich zeigen, dass Flensburgs Untergrund genügend Potenzial für Geothermie aufweist, wäre das ein toller Beitrag auf unserer Reise zur Klimaneutralität.“ Karsten Müller-Janßen, Leiter Anlagenbau und Projekte bei den Stadtwerken ergänzt: „Bestenfalls könnten wir bis zu 25 % der Flensburger Fernwärmeversorgung über Geothermie abbilden. Das wäre ein Riesenschritt zur Klimaneutralität da die Geothermie eine passende Ergänzung zu unseren geplanten Meerwasser-Großwärmepumpen darstellt.“
„Ich und das Innargi Team freuen uns über diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Flensburg“, sagt Hildigunnur Thorsteinsson, Chief Technical Officer (CTO) von Innargi. „Wir sind der festen Überzeugung, dass Geothermie eine wichtige Rolle in der Dekarbonisierung der Wärmeversorgung einnehmen wird und wir sind stolz darauf, dass wir die Stadtwerke Flensburg auf ihren Weg zur Klimaneutralität unterstützen dürfen. Als erster Schritt müssen wir erst erkunden, wie die Untergrundbedingungen aussehen, damit wir abschätzen können, ob die Ressourcen unterhalb von Flensburg für eine geothermische Fernwärmeerzeugung ausreichen“, sagt die in Island geborene Leiterin der technischen Abteilung von Innargi. Dazu wird auch gehört sowohl ein optimaler Standort für die Tiefenbohrung als auch die Einbindung der Wärme in das Fernwärmesystem der Stadtwerke. Zusammen mit allen weiteren geplanten Untersuchungen wird es rund ein Jahr dauern, bis alle notwendigen Daten vorliegen. Dann können die Projektpartner bewerten, ob das Flensburger Geothermiepotenzial ausreicht, um damit genügend Fernwärme zu einem konkurrenzfähigen Preis produzieren zu können. Fällt das Ergebnis positiv aus, sollte einer vertraglichen Vereinbarung über den Bau und Betrieb eines Geothermie-Heizwerkes durch Innargi nichts mehr im Wege stehen. Innargi trägt Investitionskosten und Bohrrisiken. Prinzipiell wird die Firma Innargi im Rahmen des Projektes alle Erkundungsarbeiten und den Bau des Geothermie-Heizwerkes und dessen Betrieb verantworten. Innargi übernimmt auch die Investitionskosten und trägt das Risiko für die Bohrung. Die Stadtwerke können als Partner die klimaneutrale Erdwärme für ihre Fernwärmekunden abnehmen und in ihr Wärmenetz einspeisen, aber auch nach eigener Entscheidung günstiger Wärmequellen nutzen.
Die dänische Firma Innargi ist als Experte für mitteltiefe bis tiefe Geothermie weltweit bekannt und verfügt aus vergleichbaren Projekten über das notwendige know how. Erfahrene Teams von Geologen, Reservoir-, Anlagen- und Bohringenieuren werden vor Ort Planung und Umsetzung des Projektes übernehmen. Innargi setzt europaweit auf Partnerschaften mit Fernwärmeunternehmen und Städten. Das Unternehmen baut momentan das größte geothermische Heizwerk der EU in dänischen Aarhus. Geothermische Energie stammt aus dem Erdkern. Aus einer Tiefe von zwei bis drei Kilometer wird 40 bis zu 75 Grad warmes Wasser über eine Förderbohrung gewonnen. An der Oberfläche müsste das Wasser mit Hilfe von Hochtemperatur-Wärmepumpen auf die für das Fernwärmenetz notwendige Temperatur von über 90 Grad erhitzt werden. Anschließend würde das abgekühlte geothermische Wasser über eine weitere Bohrung zurück in den Untergrund gepumpt werden und der Kreislauf beginnt erneut. Grundsätzlich gehen Fachleute davon aus, dass das Potential für Geothermie in Süddeutschland höher ist, weil das Wasser im Untergrund höhere Temperaturen aufweist, aber auch im Norden der Republik sind ausreichende Wärmepotentiale nicht ausgeschlossen. Die Geothermie steht Tag und Nacht, egal ob die Sonne scheint oder der Wind weht, zur Verfügung. Deshalb ist sie als Carbon- und Emissionsfreie Grundlast-Energiequelle ideal.