Lesung im Flensburger Hafen mit Bezug zum Klimawandel
Das Hafenbecken von uns Flensburgern: Ein Ort zum Treffen, Wohlfühlen, Spazierengehen und Feiern. Das hat nun im letzten Oktober einen bitteren Beigeschmack bekommen, denn das Hochwasser hat allen vor Augen geführt, wie nah die Katastrophe ist und was der Klimawandel für die Gesellschaft bedeuten wird. Die Theaterwerkstatt Pilkentafel nahm dies zum Anlass, noch einmal den Text von Hans Magnus Enzensberger „Der Untergang der Titanic“ zur Hand zu nehmen. Der Untergang des als unsinkbar geltenden Luxusschiffs auf seiner Jungfernfahrt ist auch eine der großen Metaphern über den Fortschritt und sein Scheitern. Es gibt zahllose Filme, Bücher, Ausstellungen, Aufführungen und Fantasien darüber. Dazu gehört die ungemein vielschichtige Komposition von Gedichten in „Der Untergang der Titanic“, die Hans Magnus Enzensberger 1978 selbst eine Komödie nannte. Der Text beschreibt den tatsächlichen Untergang der Titanic, die Klassenverhältnisse auf einem Dampfer, die Angst vor und die Lust auf kommende, imaginierte Weltuntergänge, beschreibt alte Bilder, untergegangene revolutionäre Hoffnungen, die Unmöglichkeit einer Wahrheit und die Entstehungsgeschichte des Textes selbst. Enzensberger begann im tropischen, revolutionären Kuba 1968 mit dem ersten Gedicht, das bei der Überquerung des Atlantik in der Post verloren ging, so dass er sein eigenes Werk fälschen musste. Die Pilkentafel hat den Text von 1978 zum ersten Mal 1987 inszeniert und seitdem immer wieder öffentlich daraus gelesen – immer wieder war er anders aktuell. Am 26. Mai 2024 war die Premiere der neuen Fassung – mit Bezug auf den Klimawandel – auf einem schwimmenden Floß in der Flensburger Förde gelesen von Elisabeth Bohde und Torsten Schütte.